Schlaflos im Krieg - Die pharmazeutische Waffe

Schlaflos im Krieg - Die pharmazeutische Waffe

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In den USA und Japan forschte man seit den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts an der Entwicklung von Amphetaminen, doch die Herstellung war schwierig. In Deutschland verstärkten die Berliner Temmler-Werke in den 30er Jahren ihre Anstrengungen auf diesem Gebiet. 1937 gelang dem Chemiker Fritz Hauschild der Durchbruch, er entdeckte ein besonders effektives Amphetamin: das Methylamphetamin, das die Firma Temmler noch im gleichen Jahr unter dem Namen "Pervitin" auf den Markt brachte. Schnell wurden Militärärzte auf das neue Mittel aufmerksam. Erste Tests wurden mit Medizinstudenten durchgeführt. Von allen Mitteln versprach Pervitin den größten militärischen Nutzen. Neben der Beseitigung des Schlafbedürfnisses führte es auch zu einer Steigerung des Selbstbewusstseins sowie der Risikobereitschaft. 1939 überrannte die Wehrmacht in weniger als vier Wochen den östlichen Nachbarn. Pervitin war mittlerweile so bekannt, dass viele Soldaten es privat mit sich führten. Panzer- und Lastkraftfahrer, Piloten, Infanteristen, Wachsoldaten - alle waren mit Pervitin bestückt. "Die Deutschen nutzen eine Wunderpille" kommentierte die britische Presse das unberechenbar rasante Tempo der Wehrmacht nach dem Westfeldzug gegen Frankreich. Mit der deutschen Erfindung Pervitin schienen die Soldaten geradezu Übermenschliches leisten zu können. In grausamen Menschenversuchen an KZ-Häftlingen wurde die richtige Dosierung getestet. Übermüdete Kindersoldaten, die tagsüber die Schule und nachts an der Flak bestehen mussten, bekamen Pervitin auf Befehl. Für die Besatzung der Ein-Mann-Torpedos der deutschen Marine war das Weckmittel fest eingeplant. Trotz gravierender Nebenwirkungen und erheblicher Suchtgefahr gehörte Pervitin auch nach dem Krieg zur Ausrüstung der Bundeswehr und Nationalen Volksarmee.